Stadtpfarrkirche St. Georg

Stadtpfarrkirche St. Georg

(Die Heimat der katholischen Bevölkerung)

Wer sich näher und eingehender mit der Stadtpfarrkirche befassen möchte, sollte sich dazu einen eigenen Führer besorgen. Der Verlag Schnell & Steiner, München, hat sie im Kunstführer Nr. 1202 (in der Kirche erhältlich), beschrieben.
Über den Bau der ersten Kirche an der Stelle, wo sie seit Jahrhunderten steht, liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. Die exponierte Lage lässt aber darauf schließen, dass sie mit der Stadtgründung im 12. Jahrhundert entstand. Nachweisbar wurde sie 1340 erstmals erwähnt. Von Beginn an ist sie dem Hl. Georg geweiht. Ursprünglich war das Kirchenschiff vom jetzigen Turm aus nach Süden-Westen, also in Richtung der bestehenden Sakristei, ausgerichtet. Mit dem Jahr 1488 erfolgte eine Vergrößerung. Die unteren Teile des heute noch bestehenden Turms wurden 1607 errichtet.
Die fürstliche Familie Lobkowitz ließ in der Mitte des 17. Jahrhunderts eine Gruft in der Mitte der Kirche anlegen, die vom Kirchplatz aus zugänglich war. Darin wurden u.a. die Kinder der Fürsten Lobkowitz beigesetzt.
Im Laufe der Zeit reichte der Platz in der bestehenden Kirche nicht mehr aus und die Baufälligkeit trug das ihre dazu bei, dass ein Neubau geplant wurde. Nachbarhäuser wurden hinzugekauft und der fürstlich-lobkowitzsche Baumeister Anton Ritz fertigte Neubaupläne an. 1735 wurde mit dem Abbruch begonnen und 1737 der Neubau vollendet. Dabei wurde der neue Gottesbau im rechten Winkel zur alten Kirche errichtet. Kein geringerer als der Bischof von Regensburg, Theodor Kardinal von Wittelsbach, Herzog von Bayern, konsekrierte das Gotteshaus.
Der Wessobrunner Stukkateur Joseph Landes zeichnete für die drei Altäre verantwortlich. Landes Schwiegersohn, Antoni Marcaci ( auch Marazzi), vollendete 1770 die Stukkarbeiten. Da die Wessobrunner Handwerker und Künstler zur damaligen Zeit einen hervorragenden Ruf genossen und weit über die Grenzen ihrer Heimat hinaus bekannt waren, ist es wahrscheinlich der Fürstlichen Familie zu verdanken, dass diese ihr Können in Neustadt beweisen durften.
Im Jahr 1794 wurde der Kirchturm auf fünf Geschosse erhöht. Ein Neustädter Zimmermeister, Johann Näger, wurde eigens nach Österreich entsandt, um sich Anregungen für den Turmbau zu holen.
Unaufdringlich und bescheiden steht die Neustädter Stadtpfarrkirche in einem kleinen, beschaulichen Winkel am Rande des Stadtplatzes. Da sie mit dem Auge nicht auf einen Blick einzusehen ist, überrascht den Besucher die Weite des Kircheninneren. Nicht überhebliche Ausschmückung, sondern schlichte Einfachheit kennzeichnen es. Dennoch hat die St. Georgs-Kirche einiges für den Besucher zu bieten, was beachtenswert ist.
Der Hochaltar wird geprägt durch ein Ölbild „St. Georg in der Glorie“ aus dem Jahr 1836, gemalt von dem Neustädter Maler Thaddäus Rabusky. Den oberen Teil rahmen zwei Engel ein, die auf die Ikone der Schwarzen Muttergottes mit dem Kind hindeuten. Sie ersetzt eine Statue des Heiligen Georg, die im Laufe der Zeit unbrauchbar geworden ist. Markant stehen auch die beiden Apostel Petrus und Paulus vor den Säulenpaaren. Eingegrenzt wird der Altarraum von einer geschnitzten, barocken Kommunionbank. An den beiden Seiten, unmittelbar vor dem Hochaltar stehen noch zwei Chorstühle aus Holz, die aus der Zeit um 1680 stammen.
Die beiden Seitenaltäre sind der Muttergottes und dem heiligen Nepomuk gewidmet. Figuren des heiligen Joachim und der heiligen Anna rahmen den linken Seitenaltar ein.
Natürlich hatten die Neustädter über die Lobkowitzer einen engen Bezug zu Böhmen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass der „Brückenheilige“ in der Neustädter Stadtpfarrkirche vertreten ist.
Den rechten Seitenaltar beherrschen die beiden Erzengel Michael und Raphael. Michael kämpft dabei mit dem Teufel, den er bereits unter seinen Füßen besiegt hat. Der Erzengel Raphael hält Tobias an der Hand und begleitet ihn auf eine Reise. Die Plastik stammt aus dem Jahr 1744.
Die Kreuzigungsgruppe mit der heiligen Maria, dem heiligen Johannes den Täufer und der heiligen Maria Magdalena stammen aus dem Jahr 1795.
Eigenartig anmutend, aber dennoch vortrefflich angefertigt, ist das Vorlesepult. Es wurde aus ehemaligen Prozessionsstangen zusammengesetzt. In der Lorettokapelle, gleich gegenüberliegend vom Haupteingang, wird eine große barocke Madonnenfigur verehrt.
Die Deckenmalereien entstanden erst ziemlich spät, im Jahr 1893. Das große Gemälde in der Mitte des Langhauses zeigt die Himmelfahrt und Krönung der Gottesmutter mit den Aposteln vor dem leeren Grab. Weiterhin können an Deckengemälden bewundert werden: Erzengel Michael und Gabriel (Empore), heilige Josef, Joachim und Johannes der Täufer (Westseite), heilige Anna, Elisabeth und Zacharias (Ostseite), Mariae Unbefleckte Empfängnis (Chorgewölbe). Die Wandgemälde zeigen: Mariae Verkündigung und Mariae Heimsuchung (Osten), Geburt Christi (Westen). Die sogenannten „Zwickelbilder“ enthalten im Osten „Der grüne Stab Aarons“ und im Westen „Moses und der brennende Dornbusch“. Gideon, das Auge Gottes und Maria mit dem Kind sind über dem Hochaltar zu sehen.
Neben den Kreuzwegbildern des Neustädter Malers Thaddäus Rabusky beeindrucken den Besucher vor allem die 12 Zunftstangen. Bereits im Jahr 1741 wurden diese vom Waldthurner Bildhauer Reber geschnitzt. Die Zunftstangen trugen die Altgesellen bei Prozessionen voraus und die Angehörigen der jeweiligen Handwerkszünfte, Meister, Gesellen und Lehrlinge, folgten ihr.
Erwähnt werden soll an dieser Stelle noch eine ca. 3 x 3 m große Gruft, die sich unter dem Chor befindet. In ihr wurden zwei Fürstinnen und zwei frühverstorbene Fürstenkinder beigesetzt. Die Gruft ist nicht zugänglich.

Bemerkenswerte, "lustige" Begebenheiten
(zur Stadtpfarrkirche St. Georg)

Wohl mehr als ein Jahrhundert haben die Glocken der Pfarrkirche von „Niuwenmarkt“, dem heutigen Altenstadt, über die Naab geklungen, als die „Nova Civitas“, die Neue Stadt, mit ihren festen Mauern erstand und die Bürger dieses „Neuen Städtleins“ daran gingen, innerhalb ihrer Stadtmauern, nahe den Häusern, sich eine Kapelle zu bauen. „Sanct Jörgen“ wurde sie geheißen und dem jugendlichen Ritter geweiht, dem Helden über den Drachen. Im Heldenzeitalter des Deutschen Volkes schon, erhob man ja diesen Streiter Gottes gerne zu seinem Vorbild und schmückte ihn mit inniger Liebe und mit dem ganzen Prunk gläubigen Brauchtums. In St. Georg vereinigen sich alle Vorstellungen, die man mit der Gestalt des Helden vom Adel zu verbinden gewohnt war: Jugend, Abenteuerlust, Mut, Tapferkeit, Kämpfe mit seltsamen Ungeheuern, frommer Gottesglaube und am Ende der vornehme Stolz des Sieges im Zeichen des Kreuzes.
Auf der Karte des Amtes Flossenbürg von Pfarrer Christoph Vogel aus dem Jahr 1607 ist Neustadt mit 16 Häusern dargestellt, mit einer Mauer umgeben und von einem Kirchlein gekrönt, das auf der Südseite zwei Fenster hat und dessen spitzbehelmter Turm dem Kirchlein vorgesetzt ist. Dies ist die älteste Darstellung unserer Kirche, so wie sie wohl seit 1316 bestand. Urkundlich können wir die Kirche schon früher verfolgen.
Das Jahr 1836 brachte bereits ein Zerwürfnis zwischen Pfarrer und Magistrat wegen der Kirchturmuhr. Der Pfarrer Lintl aus Altenstadt verkündete von der Kanzel aus, daß er sich nicht mehr nach der Turmuhr richten kann, weil sie alle Tage anders gehe und er sich nur mehr nach der Uhr des Mesners Dietl richten werde. Der Magistrat erklärte, er brauche sich von der Kanzel keine unpassenden Vorträge halten lassen und gibt dem Schlosser Konz den Befehl, „auf die Uhr gehörig Obacht zu geben“. Aber bereits 1863 weicht die Uhr wieder alle Tage um eine viertel- bis halbe Stunde von der Zeit ab. Schlossermeister Konz erhielt deshalb den Auftrag, die Uhr wieder zu reparieren, was aber beinahe soviel kostete, wie eine Neuanschaffung.
Der Wert des Neustädter Glockenturms zieht sich aber bis in unsere heutige hochmoderne Zeit herein. Bei der Kirchenaußenrenovierung 1976 sollte das Turmkreuz abmontiert werden, zum Neuvergolden. Das Straßenbauamt hat aber gebeten, dies nicht zu tun, weil der derzeitige Autobahnbau von Weiden nach Windischeschenbach über die hohe Linde nach dem Neustädter Turmkreuz ausgerichtet ist und diese Richtung täglich benötigt wird. So wurde das Turmkreuz unter eine große Plastikhaube gestellt, um unabhängig von der Witterung die Vergoldung vornehmen zu können. Der Turm selbst erhielt bei der Außenrenovierung 1976 weiße Kanten, welche ihn noch schlanker und höher erscheinen lassen.

Auch das Wappen der Fürsten Lobkowitz ist in der
Neustädter Stadtpfarrkirche St. Georg zu sehen.
Im Rahmen der Renovierungsarbeiten der Stadtpfarrkirche St. Georg
war es für die fünf Kulturfreunde eine Selbstverständlichkeit die Kosten
für die Renovierung des Wappens zu übernehmen.

   
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