Das neue Schloß

 

Neues Schloß (Landratsamt)

Natürlich ist dieser Bau, der im Jahre 1698 begonnen wurde, auf das Neustädter Fürstengeschlecht der Lobkowitzer zurückzuführen. Fürst Ferdinand von Lobkowitz, ein gebürtiger Neustädter, gab 1684 den Auftrag zum Bau eines „Neuen Schlosses“. Bis zu dieser Zeit war von einer ehemaligen Veste nur mehr ein zerfallener Turm erhalten und die Fürsten wohnten im „Alten Schloß“ gleich nebenan. Der Neustädter Baumeister Franz Joseph Meyer fertigte den Plan und die Ausführung des Baues war dem italienischen Baumeister Antonio della Porta (ca. 1631 - 1702) übertragen, der auch noch zahlreiche andere Bauwerke in Böhmen und Nordbayern schuf. Der Italiener stand mit den Lobkowitzern schon seit längerer Zeit in Verbindung und baute für sie bereits die Schlösser in Sagan und Raudnitz. Nach dem Tod von Antonio Porta, der in den letzten Jahren den Bau von Bayreuth aus leitete, führte der fürstliche Baumeister Anton Ritz den Schloßbau weiter.
Ursprünglich sollte ein dreiflügeliges Schloß entstehen. Durch widrige Umstände (Spanischer Erbfolgekrieg, Fürst Ferdinand verstarb 1715) wurde bis zum Jahr 1720 nur ein Flügel vollendet und der Bau nicht weiter ausgeführt.
Die fürstliche Familie bewohnte leider das neuerbaute Schloß nie, da sie nach dem Tod von Fürst Ferdinand in ihr Stammschloß nach Raudnitz übersiedelte.
Das Schloß erhielt durch Antonio Porta das Aussehen eines italienischen Barockpalastes. Die unteren beiden Stockwerke sind kulturell nicht besonders beachtenswert, da sie über keine nennenswerte Ausstattung verfügen. Bemerkenswert dagegen ist der 2. Stock.
In dieser Etage hatte die fürstliche Familie ihre „Vorzeigeräume“ für besondere Anlässe geplant, weshalb sie auch mit Stuck, einer Mischung aus Gips, Kalk und Sand, und Deckengemälden ausgestattet wurden.
Bereits im Jahr 1807, inzwischen war Neustadt an das Königreich Bayern verkauft worden, mußte man wirtschaftlich denken und es wurden Zwischendecken zur besseren Beheizung der hohen Räume eingezogen. Erst 1964 wurden diese wieder entfernt und die prächtigen Stukkaturen und Deckengemälde kamen zum Vorschein.

Sieben Räume werden durch Gestalten der griechischen Mythologie bereichert. Da jetzt in diesen Räumen Bedienstete des Landratsamtes arbeiten (lediglich die Schloßkapelle wird für repräsentative Zwecke genutzt und kann zu den üblichen Öffnungszeiten, auf Anfrage besichtigt werden) und sie deshalb nicht immer zugänglich sind, will ich nachfolgend einen kleinen Überblick mit Erklärungen geben.
Beginnen wir mit der Kapelle, einem Raum, der sich unmittelbar nach dem Treppenaufgang links befindet. Der Prachtraum des Lobkowitz-Schlosses ist ausgestattet mit einem Spiegelgewölbe mit reichem Stuck. Akanthuslaub, Putten und lebensgroße Engel mit Symbolen in Stuck beleben den Raum. Wo das Gewölbe auf dem Sims aufsitzt, sind vier Lünetten mit Darstellungen aus dem Neuen Testament zu sehen. Das Hauptgemälde ist ein Zyklus aus 17 Bildern zwischen reichen Stukkaturen, das apostolische Glaubensbekenntnis (in lateinischer Sprache) darstellend. Die künstlerisch wertvollen Gemälde dürften mit großer Sicherheit dem aus Eger stammenden Karl Hofreiter zuzuschreiben sein.

Die einzelnen Stationen:

Gott Vater mit Weltkugel in der Mitte des Gemäldezykluses
„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde“
und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn
empfangen durch den Heiligen Geist
geboren aus der Jungfrau Maria
gelitten unter Pontius Pilatus
gekreuzigt, gestorben und begraben
hinabgestiegen in das Reich der Toten
am dritten Tage auferstanden von den Toten
aufgefahren in den Himmel
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters
von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist
an die Heilige Katholische Kirche
die Gemeinschaft der Heiligen
die Vergebung der Sünden
die Auferstehung der Toten und das Ewige Leben.


Weiterhin sind in den anderen Räumen folgende Deckengemälde zu sehen:
Göttervater Zeus mit den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde im ehemaligen Thronsaal;
Ceres, die Göttin der Fruchtbarkeit;
Bacchus, der Gott des Weines mit Amor im Hintergrund;
Flora, die Göttin der Blumen mit Amor als Blumenbringer in der ehemaligen fürstlichen Loge;
Diana, die Göttin der Jagd;
Ganimedes (der Sage nach der schöne Mundschenk des Zeus, dessen Adler ihn in den Olymp brachte - oder Zeus als Adler);

 
   
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