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       Sehenswert,
      immer wieder ein Erlebnis, stets für Überraschungen gut - unser östlicher
      Nachbar hat vieles zu bieten. Leider fallen dem Durchreisenden, der an den
      Südhängen des Erzgebirges entlang den Weg über Karlsbad nach Dresden
      nimmt, nur große Umweltschäden ins Auge. Schuld daran ist der
      Braunkohleabbau, der hier im Tagbau betrieben wird. Kirchen wurden schon
      deswegen versetzt und viele kulturelle Werte vernichtet. Dennoch finden
      wir am Rande dieser tiefen Gruben auch heute noch Bauwerke, die eine nähere
      Betrachtung wert sind. 
      In der Nähe von Komotau steht ein Schloss, abseits und sich selbst überlassen,
      das für den Durchreisenden keine Bedeutung besitzt: Schloss Eisenberg. 
      Einstmals war es Krone und Perle eines entzückenden Landstrichs, in dem
      sich selbst der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe wohl fühlte
      und Gast der Fürsten von Lobkowitz war. Auch in musikalischer Hinsicht
      braucht sich das Schloss Eisenberg nicht zu verstecken, war doch nicht der
      Vater des Komponisten Christoph Willibald Gluck, Alexander Gluck, geboren
      in Neustadt, Förster, in Diensten der Fürsten von Lobkowitz. 
      Einstmals, vor vielen hundert Jahren, stand an der Stelle des Schlosses
      eine gotische Burg auf zwei Bergkuppen. Mitte des 16. Jahrhunderts erfolgt
      die Umwandlung in den Renaissancestil, was sich bis 1600 fortsetzte. Der
      Beginn des 30jährigen Krieges, der auch in einem engen Zusammenhang mit
      den Fürsten von Lobkowitz steht, brachte das Schloss in den Besitz der Fürstenfamilie.
      1620 wurde Johann Nikolaus von Hochhaus, der ehemalige Besitzer, wegen der
      Teilnahme am Adelsaufstand verurteilt und seine Burg Eisenberg enteignet. 
      1623 erwarb sie Wilhelm Popel, Freiherr von Lobkowitz, und sie blieb in
      Familienbesitz bis zum Beginn des 2. Weltkrieges. 
      Ein schrecklicher Brand vernichtete den Besitz 1646 und er blieb ein
      halbes Jahrhundert Ruine. Erst 1690 begann man mit dem Wiederaufbau,
      diesmal im Barockstiel. Bauherr war Ferdinand-Wilhelm von Lobkowitz, ein
      Verwandter der Neustädter Fürsten. 
      Welche architektonische Bedeutung Eisenberg damals hatte, läßt sich aus
      einer Beschreibung entnehmen: „Die barocke Monumentalarchitektur,
      fertiggestellt 1696, gründlich restauriert und ausgeschmückt um die
      Jahre 1710 und 1713, gehört zu den bedeutendsten Beispielen des Bauwesens
      für weltliche Zwecke zu Beginn des Hochbarocks. Vom Standpunkt der
      Bauentwicklung her gesehen, ist Eisenberg das älteste Beispiel eines
      Schlossbaues in Böhmen mit dem Grundriss in Form eines „H“, d.h. mit
      zwei Höfen, die sich zur freien Landschaft hin öffnen.“ Der Bau wurde
      auf der Grundlage von Plänen eines der bedeutendsten Schöpfer des böhmischen
      Hochbarocks, G.B. Alliprandi geschaffen. Eine weitere Beschreibung spricht
      von einem beachtenswerten und hochwirksamen Treppenaufgang mit einem
      herrlichen Relief und dem köstlich komponierten Hauptsaal im südlichen
      Risalit. 
      Das Portal im Ehrenhof ist von zwei Atlanten bewacht. Sie schuf der in
      Holschitz (Kreis Komotau) wohnhafte Johann Adam Dietz (auch Tietz
      geschrieben; 1671 - 1742), dessen Sohn Ferdinand sich im Schloss Seehof
      bei Bamberg und in Veitshöchheim unsterblichen Ruhm erworben hat. 
      Eine Beschreibung aus dem Jahr 1752 schwärmt von dem Bauwerk folgendermaßen:
      „Das herrliche Schloss Eisenberg präsentiert sich am Abhang des
      Gebirges, als ob es dazu bestimmt wäre, gleichzeitig Krone und Perle
      eines so entzückenden Landstriches mit einem weit und breit schönen
      Ausblick in die umliegende Landschaft zu sein.“ 
      Eine andere Beschreibung aus dem 18. Jahrhundert verrät uns einiges über
      die innere Ausstattung des Schlosses. Der nicht genannte Verfasser kann
      sich nicht genug über den im Erdgeschoss befindlichen großen Saal mit
      der Bibliothek und dem Spiegelzimmer, in dem sich Bilder und Malereien
      mehrfach reflektierten, wundern. Im ersten Stock unterscheiden sich die Räume
      farblich voneinander: rot war der ovale Saal, zwei Stockwerke hoch mit
      einem Umgang, der durch ein kunstvolles schmiedeeisernes Gitter eingesäumt
      ist; schwarz das Schlafzimmer und die Kabinette, blau das Wohnzimmer. Es
      gab da auch ein Kabinett im Innern mit einem Bild von Karl Skreta und mit
      einem eisernen Schrein mit den seltensten Reliquien, diese waren in
      vergoldetem Silber gefasst. 
      Unter dem Sohn des Fürsten Phillip-Hyazinth, Ferdinand Philipp Josef
      (1724 - 1784) kam das Schloss in Besitz der Neustädter Linie der
      Lobkowitzer. Ferdinand Philipp Josef hatte eine große Vorliebe für
      Musik. Davon zeugen die Ankäufe von Musikalien in Wien und die Tatsache,
      dass er Christoph Willibald Gluck während seines Aufenthalts in London
      unterstützte. Mit dem großen Komponisten Gluck haben wir dann schon
      wieder eine Verbindung in die Oberpfalz und zu Neustadt. Der Vater des großen
      Musikschöpfers, Alexander Gluck, war Forstmeister und stand in Diensten
      der Fürsten von Lobkowitz. So ist durch die Geschichte belegt, dass hier
      eine enge Verbindung zwischen dem Fürstenhaus und Gluck bestand. 
      Auch der große deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe war Gast
      auf Eisenberg. Bei einem seiner Besuche um das Jahr 1810 lobte er das
      Schlosstheater, das einen besonderen Reiz auf ihn ausübte. 
      Im Laufe der Zeit, als die Fürstenfamilie nach Wien übersiedelte,
      standen sie in enger Verbindung zu Ludwig van Beethoven. Ihn unterstützten
      die Lobkowitzer auch finanziell und er widmete der Fürstenfamilie
      Kompositionen. Fürst Franz Joseph Maximilian (1772 - 1816, der Sohn von
      Ferdinand Phillip Joseph) war ein sehr großer Musikliebhaber und gab
      hierfür viel Geld aus. Diese Leidenschaft erbte auch sein Sohn Franz
      Ferdinand. Ihm war es ein Anliegen, den Schulunterricht in musikalischer
      Hinsicht zu fördern. Er richtete deshalb 1831 in Eisenberg eine
      Musikschule ein, in der unentgeltlich Hilfslehrer ausgebildet wurden. Ein
      gut durchdachter Lehrplan beinhaltete sowohl theoretische als auch
      praktische Fächer. Wer die Schule erfolgreich beendete, konnte vorrangig
      eine Lehrerstelle auf den Lobkowitz-Herrschaften erhalten. Einer der
      Absolventen war Josef Spitz, der erste Musiklehrer des jungen Antonin
      Dvorzak. Und auch hier taucht wieder ein Zusammenhang mit dem Fürstenhaus
      auf. Antonin Dvorzak wurde in Mühlhausen geboren, einem Ort, in dem auch
      die Lobkowitzer ein bedeutendes Schloss besaßen. 
       
        
          
           
           Eisenberg galt einst 
          als eine Perle unter den Schlössern Nordböhmens. Seit dem 2. Weltkrieg 
          ist es aber mehr oder weniger dem Verfall Preis gegeben. | 
          
           
           Der aufmerksame 
          Reisende sieht das Schloss kurz nach Komotau im Wald versteckt liegen. 
          Der Weg zum Schloss ist jedoch nicht leicht zu finden. In einer guten 
          Karte ist Jezeri jedoch eingezeichnet. | 
         
        
           
           Seit einigen Jahren 
          wird in kleinen, aber erfolgreichen Schritten, die Renovierung voran 
          getrieben. | 
           
           Nachdem William von 
          Lobkowicz auf das Schloss verzichtete, ist das Denkmalamt für die 
          Erhaltung zuständig. Und tatsächlich - man sieht die ersten Erfolge. 
          Die gesamte Renovierung wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. | 
         
       
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